Die drei Axiome der Theologie Luthers

Die Kernthesen von Luthers Theologie:

1. Der freie Wille des Menschen existiert nicht.

2. Die Prädestiantionslehre

3. Gott als Werdensprinzip

Der unfreie Wille: „… dass der freie Wille eine reine Lüge sei…“

 

In Luthers berühmten und historischen Auseinandersetzung mit Erasmus von Rotterdam „De servo arbitrio“ aus dem Jahr 1523 stellt Luther die These vom unfreien Willen auf, womit der Mensch letztendlich keinen Einfluss auf sein Schicksal hat. Dies ist eine der Kernthesen der Lutherschen Theologie.

Erasmus hat dies erkannt: Es ging dem Reformatoren weder um Ablasshandel, Simonie und Korruption der Kirche, sondern vielmehr um eine Umkehrung der Theologie.

Luther:

„Weiter, so muss ich das auch an dir loben und preisen, daß du allein vor allen anderen meinen Widersachern einmal zur Sache gegriffen hast, das ist: die Summa der Sachen, und mich nicht mit fremden losen Händeln vom Papsttum, vom Fegefeuer, vom Ablass und dergleichen bekümmert, mit welchen mich bisher fast alle feinde des Evangeliums, wiewohl unnütz und vergeblich, haben wollen umtreiben. Du bist der einzige und allein der Mann, der einmal das Hauptziel und den Hauptgrund dieser ganzen Sache ersehen hat, und der in diesem Kampf hat wollen dem Kämpfer nach der Gurgel greifen.“

Wie kommt Martin Luther zur Negierung des freien Willens?

Nach seinem Eintritt ins Kloster, den er ohne Berufung vollzogen hat, ringt Luther mit Gott.

Die wesentliche Fragen, die er sich stellt, sind:

Hat Gott mein Schicksal vorhergesehen?

Hat Gott mein Schicksal vorherbestimmt?

 

Kann man aus katholischer Sicht noch die erste Frage mit Ja beantworten, so wird man die zweite Frage aber verneinen müssen.

Luther tut aber genau das nicht, vielmehr leitet er aus der positiven Beantwortung der Frage ab, daß der Mensch keinen freien Willen habe. Imfolgenden setzt er alles daran, diese These theologisch zu untermauern.Die theologischen Folgen sind:

 

› die Schuldunfähigkeit des Menschen

› Gott ist der eigentlich Schuldige, er wird zum Sünder: „Christus ist der alleinige Sünder.“

› Folgerichtig braucht der schuldunfähige Mensch auch keine Fürsprecher mehr, keinen Ablass, kein Fegefeuer. Auch die heilswirksame Kraft der Sakramente ist von nun an unnötig, denn der Mensch braucht sie nicht mehr zu seinem Heil.

› Konsequenterweise entfällt im Lutherschen Protestantismus dieser wesentliche Teil der Heilsökonomie.

› Martin Luther erfindet eine einfache, eine bequeme Theologie. Es gibt keine Schuld und keine Verantwortung des Menschen,, da Gott schuldig ist“. (Prof. Dr. Alma von Stockhausen).

 

Die Prädestinationsthese:

Aus der These vom unfreien Willen leitet sich auch die These von der Prädestination ab.

Gott bestimmt das Schicksal des Menschen vorher.

Das hat fatale Konsequenzen für das Gottesbild.

Wenn Gott auch die schlechten, unsittlichen Taten des Menschen vorherbestimmt, der Mensch als keinen freien Willen hat, dann ist nicht der Mensch für die Sünden verantwortlich, sondern Gott.

Und wenn Gott für die Sünden verantwortlich ist, dann ist Gott schlussendlich auch der Sünder.

Luther: „Gott ist der alleinige Sünder.“

Albrecht Graf Brandenstein-Zeppelin, Rektor der Gustav-Siewerth-Akademie:

Aus der Prädestinationslehre folgt wiederum „Gott als Werdensprinzip“:

Erstens: in Gott ist nicht nur das Gute, sondern auch das Böse.

Zweitens: Gott ist die Einheit von Gut und Böse. Gott ist eine Widerspruchseinheit. Gott ist ein dialektischer Gott, ein in sich widersprüchlicher Gott.

Drittens: Gott bewirkt, mit dem, was er tut, alles. Gott bewegt die ganze Welt und Gott ist alles. Gott ist in allem und Gott ist alles. Gott ist der Weltbeweger. Durch das Gute und das Böse, das er tut. Gott muss erst zum Teufel werden, bevor er Gott werden kann. Gott ist ein Werdensprinzip.

Vortrag von Albrecht Graf Brandenstein-Zeppelin „Die Folgen des Gottes- und Menschenbildes von Martin Luther“ zum Download hier.

Video Teil 1

Video Teil 2